Was Streetwork in den letzten 15 Jahren in der Kreisstadt und in den letzten zehn in Simbach geschafft hat, das ist beim Festakt am Spitalplatz gefeiert worden. Alle Redner stellten dieser Form der sozialen Arbeit im Landkreis ein positives Zeugnis aus. Jakob Kandlbinder und Karina Weiß, die sich in den beiden Kommunen um junge Menschen kümmern, organisierten neben der Jubiläumsfeier ein spannendes Rahmenprogramm. In seiner Festrede umriss Pädagoge Lothar Jochade aus Linz die Aufgabe des Streetworks. Ihm zufolge geht es darum, "jungen Menschen möglichst vorurteilsfrei zu begegnen". Idealerweise bedeute es, jedem die nötige Zeit einzuräumen, sich in ungezwungener Atmosphäre öffnen und äußern zu können. "Das Prinzip der Verschwiegenheit schafft eine Vertrauensbasis", so Jochade weiter. Streetwork heiße, die Stärke von schwachen Verbindungen zu nutzen und parteilich zugunsten der Jugendlichen zu sein. "Nötigenfalls muss man sich aber auch streiten", stellte der Diplom-Pädagoge aus Österreich klar. Den Unterschied zwischen dem Streetwork in der Stadt und auf dem Land machte er an den größeren Ressourcen im städtischen Raum fest. Vorständin Kathrin Seiler von der Kreiscaritas bescheinigte den beiden Streetworkern, "das Angebot engagiert aufgebaut und an den Bedarf junger Menschen angepasst zu haben". Seiler kündigte an: "Wir wollen weiter für junge Menschen da sein." Während ihr Verband das Streetwork trägt, übernehmen der Landkreis und die Städte das Finanzielle bei dem niedrigschwelligen Angebot. "Mittlerweile haben alle erkannt, dass Streetwork nicht nur in der Großstadt gebraucht wird", hob stv. Landrätin Edeltraud Plattner hervor. Die geleistete Arbeit als Anlaufstelle für junge Menschen mit Problemen könne nicht hoch genug eingeschätzt werden. MdL Martin Wagle bescheinigte dem Streetwork im Landkreis, "weit über das Versuchsstadium hinausgekommen zu sein". Es werde Großartiges geleistet. Bürgermeister Wolfgang Beißmann erinnerte an die Anfänge des Streetworks in der Kreisstadt unter dem Etikett des Quartiersmanagements. Ein von ihm zum Jubiläum überreichter Scheck in Höhe von 250 Euro soll zusätzlich helfen, "soziale Arbeit dort zu leisten, wo es lichterloh brennt". 2. Bürgermeister Bernhard Großwieser aus Simbach lobte den Ansatz, junge Menschen dort abzuholen, wo sie seien. "Es kostet Geld, aber es würde noch mehr kosten, keine Streetworker zu haben. Derzeit befürchtet Streetworkerin Karina Weiß aus Simbach Probleme aufgrund von steigender Armut: "Bei unserem Klientel kommt schon an, dass Vieles teurer wird." Zeitgleich zum Festakt trafen sich im Rahmen des Jubiläums rund 15 Jugendliche aus dem Umfeld des Schülerzentrums Krabat und des JUZ am Skaterpark zu einem Graffiti-Workshop. Eigens dafür wurde im Vorfeld eine rund zehn Meter lange und 1,6 Meter hohe Betonmauer aufgestellt. Die Leitung übernahm Fabian Edenharder von der Johannes-Hirspeck-Mittelschule. "Es macht Spaß, das Graffitisprühen legal ausprobieren zu können", freute sich nicht nur Lilith Steinbader. Kurzerhand wiesen die Nachwuchskünstler die Mauer als "Hall of Fame" aus. Am Ende der Aktion zierte den Beton der Schriftzug: "15 Streetwork." Darüber hinaus ließen sich rund 40 Jugendliche trotz Regens nicht davon abhalten, nach dem Festakt am Spitalplatz vorbereitete Kisten aufeinanderzustapeln und daran hochzuklettern. Einige schafften es bis zur maximalen Höhe von 15 Kästen. Mehr war selbst trotz professioneller Sicherung mit Kran nicht erlaubt. Beim Rückblick in der Festschrift wird von 10 000 Einzelberatungen und Soforthilfen in der Kreisstadt sowie von 6000 in Simbach ausgegangen. Jakob Kandlbinder dankte allen Unterstützern. Dass diese Form sozialer Arbeit hohe Wertschätzung genießt, zeigte auch die Anwesenheit von Domkapitular Dr. Wolfgang Schneider, Bürgermeister Christoph Brunner (Arnstorf) sowie Vertretern aller Stadtratsfraktionen der Kreisstadt, Jugend- und Bildungseinrichtungen und Sponsoren wie der Sparkasse (Gerhard Bauer) und der VR-Bank (Franz Zehentreiter). Während sich der Festakt auf Pfarrkirchen konzentrierte, sollen in Simbach im Laufe des Jahres eine Reihe einzelner, gruppenweiser Aktivitäten zum Jubiläum steigen.
Quelle: PNP